Freiheit liegt nicht in der Übereinstimmung mit anderen, sondern mit sich selbst

Freiheit ist in energetischer Hinsicht vor allem eines: die Freiheit, zu sein und zum Ausdruck zu bringen, wer man ist. Wobei es nichts macht, wenn man gar nicht so genau weiß, was man eigentlich „ist“. Man merkt es in dem Moment, in dem sich das Gefühl von Freiheit einstellt: Ja, yes!, das ist es! Wenn sich das, was du tust oder was du lässt, ungeheuer präsent und zugleich ewig anfühlt, wenn es zufriedenstellend, vertraut und beglückend ist, dann bist du auf dem Weg der Freiheit. Dann bist du eins mit der Welt, musst gerade mal absolut nichts tun oder ändern, und auch nichts festhalten. Das Leben fließt, und du fließt mit.

Das Gefühl einer Befriedigung stellt sich natürlich auch bei anderen Gelegenheiten ein. Wenn man endlich seine Steuererklärung gemacht oder den Keller ausgemistet hat. Wenn man für etwas gelobt wird, eine Prüfung bestanden hat oder sich rechtzeitig aus dem Bett gehievt hat, um vor der Arbeit joggen zu gehen. Ist das dann auch Freiheit? Naja. Es ist vielleicht ein kleiner Freiraum, in den man sich vor den Ansprüchen anderer gerettet hat. Es ist der Lohn für Pflichterfüllung – ebenfalls ein Genuss, aber rasch aufgebraucht. Denn nach dem Keller braucht auch der Dachboden Aufmerksamkeit, nach der einen Prüfung kommt die nächste und so weiter. Wobei auch Ausmisten und Lernen Ausdruck von Freiheit sein können: wenn es der Prozess ist, der die Freude bringt und nicht das Ergebnis.

Der erste Schritt in die Freiheit ist Ehrlichkeit

Wer im konditionierten Modus ist und nach fremden Regeln funktioniert, ist froh, wenn die Aufgabe geschafft ist und erwartet für die Anstrengung verständlicherweise Dank. Die aufgeräumte Wohnung, das Zertifikat mit Bestnote, das gelungene Menü, die perfekt organisierte Veranstaltung sollen bewundert werden, sollen Anerkennung und Zuneigung einbringen – und tun sie es nicht, ist man frustriert.

Wer oft beklagt, nicht „gesehen“ zu werden, sich als einzige*r abzurackern für die anderen, wer sich nicht geschätzt fühlt, wen Kritik kränkt, weil man doch sein Bestes gegeben hat oder auch wer immerzu bewerten muss, was andere tun, um sich dazu ins Verhältnis zu setzen – der oder die sollte sich ganz ehrlich fragen, ob das, was da immerzu so mühselig getan wird, etwas ist, das er oder sie wirklich will. Und vermutlich ist es das nicht. Was dann eine immens wichtige Erkenntnis ist. Denn der erste Schritt in die Freiheit ist Ehrlichkeit.

Der zweite ist: Vertrauen. Denn nicht länger zu tun, was man nicht will, führt früher oder später dazu, zu tun, was man will. Was einem entspricht. Was selbst die Freude ist, als Weg schon das Ziel. Das Vertrauen, das hierzu gebraucht wird, ist ein Vertrauen ins Leben. Ein Vertrauen in den nächsten Schritt, für den es von außen keinen Beifall gibt. Sich aus einer Beziehung zu lösen, die schmerzlich ist, eine neue Identität zu leben, einen Job zu kündigen, der leer und müde macht oder Überzeugungen zu äußern, mit denen man vielleicht allein dasteht. Man weiß nicht, was danach kommt, hat keine Garantie, verlässt den sicheren Bereich, in dem es einem vielleicht nicht gutging, in dem man aber wenigstens überlebt hat bis dahin. Wer es wagt, und dem Leben Kredit gibt, dringt in den Bereich der Freiheit vor: Hier stehe ich. Ich kann nicht anders – und will vor allem nicht.

Kümmere dich nicht um das Ergebnis

Gibt es etwas, was du jemandem schon lange sagen willst, aber du traust dich nicht, um die andere Person nicht zu verletzen? Oder du befürchtest, verletzt zu werden durch die Reaktion? Wage es! Halte deine Wahrheit nicht zurück, sondern mute sie den anderen zu – ohne dich um das Ergebnis zu kümmern. Freiheit liegt nicht in der Übereinstimmung mit anderen. Sondern in der Übereinstimmung mit sich selbst.

An dieser Stelle ist natürlich Kleingedrucktes fällig: Das Freiheits-Konzept des rückhaltlosem Selbstausdrucks basiert auf einem verantwortungsvollen Wir-Gefühl. Auf dem tiefen Wissen, dass alle Menschen – sehr konkret im physikalischen wie auch im spirituellen Sinne – aus dem gleichen Sternenstaub gemacht sind, dass wir einander spiegeln, beitragen und begleiten – und dass, was anderen schadet, natürlich auch uns selbst schadet und tunlichst vermieden werden soll. Und dass umgekehrt alles, was uns selbst nutzt und dient und befreit, auch alle diejenigen inspiriert, die uns begegnen: Win-win. Einschub Ende.

Wie fühlt man Freiheit? Wie fühlt man überhaupt? Wie erkennt man, in welche Erwartungen man eingestrickt ist? Kann es sein, dass etwas, das man schon sein ganzes Leben getan habe, gar nichts „eigenes“ ist? Woher nimmt man die Ehrlichkeit? Und das Vertrauen ins Leben, das einen schon so oft enttäuscht hat? Was ist, wenn man manche Optionen gar nicht zu denken wagt, weil sich einem da sofort der Hals zuschnürt und sich ein Stein auf die Brust legt?

Es gibt einen Weg zu dir selbst und in deine Freiheit. Es gibt sogar viele Wege. Entscheidend ist der Wille, einen davon zu gehen.

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