Worauf richtest du deine Aufmerksamkeit am häufigsten? Auf das, was du noch tun musst, was du nicht geschafft hast oder nicht schaffen wirst, was unerfreulich ist, was weh tut und dich quält, was nicht zu ändern ist oder nicht zu ändern scheint? Oder denkst du darüber nach, worauf du Lust hast, was dir wirklich wichtig ist und wie du dein Leben schöner machen könntest? Beurteilst du Situationen danach, wie sie dir gefallen haben oder was andere gesagt und getan haben oder über dich gedacht haben könnten?
Anders gefragt: Was nährst du den ganzen Tag über – das Problem oder die Lösung? Ja, es ist schwer, sich zu lösen, wenn die Umstände schwer sind. Wenn du Schmerzen hast, unter Druck stehst oder dir Sorgen machst. Und aktiv nach Schmerzlinderung zu suchen, die Sorgen mit anderen zu teilen oder in den Kampfmodus zu gehen, um einem Druck von außen begegnen zu können, macht die Sache ja nicht besser: Auch dann bleibst du mit deiner Aufmerksamkeit den unerfreulichen Dingen verhaftet – und stärkst sie energetisch.
Wer „siegen“ will, bleibt im Kampfmodus
Denn dein Energiesystem unterscheidet nicht von zwischen dem, was dir guttut und dem, was dir schadet. Es wertet nicht, sondern folgt schlicht deinem Fokus und verstärkt alles, was es dort vorfindet. Wenn du über den möglichen Ursachen eines Problems grübelst, wird dein Blick darauf daher eher enger als weiter und du fühlst dich noch schlechter. Wie schon Einstein sagte:
Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind
Anders gesagt: Solange man „siegen“ will, ist man noch im Kampfmodus. Solange man „lindern“ will, ist man im Schmerzmodus. Solange man von etwas „weg“ will, ist man noch ganz und gar dort. Was aber tut man stattdessen? Die Antwort ist: Träumen und wünschen. Genau das, was den meisten Menschen als Kind mit Blick auf die vermeintlich feststehenden „Realität“ ausgeredet wurde. Aber real an Situationen ist ja nur, dass deren Bewertung von dem Blick abhängt, mit dem man darauf schaut. Dass bisher noch keine Einhörner eingefangen und in einem Zoo ausgestellt wurden heißt nicht, dass es keine gibt. In Argentinien beispielsweise wurden letztes Jahr die Kammratte und die Samtfledermaus neu entdeckt, an die hat vorher auch keiner gedacht, da geht also noch was …
Wer träumt oder wünscht, wechselt die Ebene
Aber ernsthaft: Träumen und wünschen hilft. Es kreiert positive Gefühle, beruhigt das vegetative Nervensystem, weitet den Blick – und wechselt die Ebene. Statt dich in Liebeskummer zu vergraben oder an der Jobsuche zu verzweifeln, könntest du dich hinsetzen und aufschreiben, wie genau du dir eine Partnerschaft oder einen Arbeitsplatz vorstellst. In allen, ruhig den kühnsten Details. Das hebt die Laune und durchbricht das Kreiseln. Und wie sich die Welt mit gehobener Laune sofort ändert, ist bekannt: Jemanden, der verliebt ist, stört weder das Gemecker eines Nachbarn noch ein verpasster Bus. Wer aber im Opfermodus ist, sieht das als Belege der Widrigkeit der Welt.
Nur mal angenommen: Was, wenn jede Situation, und scheint sie auch noch so unerfreulich, ein Geschenk an dich darstellen würde, das du nur noch nicht ausgepackt hast? Eine Kündigung lässt den Alltag zusammenbrechen, weckt Existenzängste, stellt die Persönlichkeit in Frage. Aber liegt nicht auch eine Freiheit darin? Der Keim zu Neuem? Sich diesen Gedanken nicht nur zu gestatten, sondern ihm mehr Zeit und Energie zu widmen als den Sorgen – das ist der Weg ins Offene. Welches Neue, wie soll sich das anfühlen, wo soll es hinführen?
Wieviel Glück erlaubst du dir?
Oder auch in noch ernsteren Situationen von chronischen Beschwerden beispielsweise: Gibt es da vielleicht auch Momente, die besser sind als die anderen? Wie kann man das wiederholen, verstärken, ausweiten? Was fällt einem noch ein, was gut tut? Und ja, manches kann man dann nicht in der gleichen Weise wie andere vielleicht. Aber was geht denn stattdessen? Glück ist eine Frage der Perspektive. Und der inneren Erlaubnis. Wie groß zu träumen, gestatte ich mir? Was würdest du mit einem Lottogewinn anstellen – und was davon lässt sich schon jetzt, schon morgen und ohne einen Cent mehr in der Tasche umsetzen? Sich den Möglichkeiten zuzuwenden ist eine Entscheidung.
Manchmal kann man die nicht treffen, weil einen Konditionierungen und Glaubenssätze hindern, weil man unbewusst Versprechen gegeben hat oder das eigene System es aus anderen Gründen als vorteilhaft ansieht, im Schmerz, in der Opferhaltung und im Widerstand zu bleiben. Dann ist Aufklärung und Lösungsarbeit hilfreich. Oft aber genügt es, zurückzutreten und sich zu fragen: Was ermöglicht mir diese Situation, an das ich zuvor nicht gedacht habe. Was wäre genau jetzt das Schönste? Wie genau würde das aussehen? Und wie würde ich mich dabei fühlen? Das ist nicht weltfremd, sondern Selbstwirksamkeit auf der Basis des energetischen Einmaleins: Nähre das, wovon du mehr willst, nicht das, was dir schadet.
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