Was heißt das eigentlich: seine eigene Energie wahrnehmen? in der eigenen Energie bleiben? Was ist die „eigene Energie“? Die Energie eines Menschen ist die Frequenz, in der er schwingt. Sein Gehirn, seine Zellen, vor allem aber sein Herz. Das Herz ist das stärkste Schwingungsorgan im menschlichen Körper, der kraftvollste Sender und Empfänger elektromagnetischer Informationen: der Gefühle.
Jede Person hat ihre eigene Idealfrequenz, in der sie sich wohl und sicher und handlungsfähig fühlt, genährt und interessiert an der Welt. Diese Frequenz setzt sich aus vielem zusammen: aus Persönlichkeitsmerkmalen und seelischen Belangen – und sie verändert sich im Laufe der Zeit, je nach Erfahrung, Entwicklung und Entscheidung. Es ist die Frequenz, in der man im Flow ist, in der man schöpferisch ist und gesund, was übrigens auch heißen kann: im Frieden mit eventuellen Symptomen.
Man fühlt sich down, high oder irgendwie stumpf
Wird ein System nun daran gehindert, in dieser wohltuenden Frequenz zu schwingen, kommt es aus der Balance. Dann fühlt man sich vielleicht down oder high, oder irgendwie stumpf, im Funktionsmodus. In diesem Zustand braucht man etwas von außen: Bestätigung, einen Kick, Nähe, Ablenkung. An Bestätigung, einem Kick, Nähe oder Ablenkung ist nichts falsch. Im Fall von Nähe sogar im Gegenteil. Doch wenn du das nicht nur genießt, sondern ständig brauchst, um dich sicher und gut zu fühlen, bist du abhängig davon. Und damit nicht mehr in deiner eigenen Energie, sondern in einer Bedürftigkeit.
Was heißt: Du wirst unruhig, verlangend, agierst nicht mehr aus deiner Mitte heraus, sondern befindest dich außerhalb deines inneren Schwerpunkts. Du ignorierst echte Bedürfnisse (wie vielleicht Ruhe oder den Wunsch, kreativ zu sein) und handelst wie ferngesteuert, um eine immer nächste Karrierestufe zu erreichen, stets die volle Aufmerksamkeit zu bekommen, einen definierten Body vorweisen zu können oder stets etwas Neues zum Anziehen zu haben. Und weil du merkst, dass das deine Bedürftigkeit nicht stillt, suchst du irgendwann einen Schuldigen, um zu verstehen, warum das so ist. Das sind dann: die anderen, die Gesellschaft, die Welt oder auch du selbst.
Es ist ein Schutzprogramm, das dich zurückhält
Aber es gibt hier keine Schuld. Was einen daran hindert, in der eigenen Idealfrequenz zu schwingen und sich eins mit sich zu fühlen, sind keine Umstände. Es ist ein inneres Schutzprogramm, das in der allerbesten Absicht aktiv ist. Es hat sich zu einer Zeit ausgebildet, als man nicht in der Lage war, das, was einem im Leben begegnete, zu verarbeiten. Als es gefährlich war, „man selbst“ zu sein. Meist war das in der Kindheit, manchmal später.
Wobei der Auslöser eines kindlichen Traumas oft kein großes Drama ist – nach erwachsenem Ermessen. Ein zu scharfes „Nein!“ der Eltern in einem empfindlichen Moment oder eine beiläufig abwertende Bemerkung können genügen, um eine Seele zu verletzen. Auch Übergriffe bis zum Missbrauch, Vernachlässigung oder Instrumentalisierung haben mitunter alltägliche Gestalt und lösen im kindlichen Ich dennoch Traurigkeit, Schmerz und Einsamkeitsgefühle aus. Und dies in einem so großen Maße, dass der Überlebensinstinkt wach wird und Verhaltensmuster ausbildet, die das kindliche Selbst zu sichern meinen – indem sie es verbergen.
Wenn das Problematische als Normalnull abgespeichert wird
Zu solchen Überlebensmechanismen gehört etwa, Bedürfnisse erst gar nicht zu äußern und so viel Nähe zu anderen wie möglich zu suchen, um sicher zu sein. Oder man verweigert Nähe, um dadurch sicher zu sein. Und weil Kinder in ihrer Abhängigkeit ihre Lebensumstände rückhaltlos akzeptieren, werden solche Muster dann als Normalnull abgespeichert.
Du kennst den Spruch: Aus geschlagenen Kindern werden schlagende Eltern? Das kann so sein, weil die Verhältnisse in der Herkunftsfamilie stets als richtung und richtungsweisend verbucht werden. Die mit der Gefahr verbundenen Gefühle – Traurigkeit, Schmerz, Einsamkeit – werden dabei weggeschlossen, weil sie zu groß sind, um gefühlt zu werden. Und mit ihnen auch alle schönen, kraftvollen, echten eigenen Gefühle.
Sehnsucht nach dem Seelenweg
Im Erwachsenenalter ist dieses Überlebensprogramm nicht mehr notwendig, aber eben oft noch aktiv. Auf den kleinsten Trigger hin wirft sich das Schutzverhalten mit Macht vor die innere Falltür, unter der die verdrängten Gefühle – lauern, wie man denkt, aber tatsächlich natürlich auf ihre Befreiung warten. Und deswegen kann es vorkommen, dass es einer Person schon den Schweiß auf die Stirn treibt, wenn sie einen anderen darum bitten muss, doch mal einen winzig kleinen Schritt zur Seite zu gehen – weil er auf ihrem Fuß steht! Oder sie macht Dinge mit, die sie gar nicht will, aus Angst, andernfalls von diesem Erdball zu fallen in ein unendliches Nichts.
Glücklicherweise gibt es neben dem Überlebensprogramm auch einen Lebenswillen, eine Lust auf Ganzheit, eine Sehnsucht nach dem Seelenweg. Und der, beziehungsweise die meldet sich irgendwann – in Form von Angst, weil der bisherige Alltag (oder etwas daran) als der Säbelzahntiger erkannt wird, der er für das wahre Ich ist. Oder in Form eines Gefühls der Starre, des Gefangenseins, weil einen die Vermeidung von Gefühlen eben auch wirklich von der eigenen Lebenskraft abschneidet. Und wenn man das nicht länger ertragen möchte, meldet sich die eigene Energie als Leerstelle, als Vakuum – bitte fülle mich.
Raus aus der Situation, die dir nicht guttut!
Und das können wir. Wir können das Überlebensprogramm enttarnen, ihm schonend beibringen, dass es nicht mehr gebraucht wird, die Falltür öffnen und alle Gefühle integrieren, die sich dort finden. Dazu muss man sich nicht mit einzelnen Situationen der Kindheit befassen. Es genügt, sich in den Strom der Gefühle gleiten zu lassen, um wieder Zugang zum eigenen Herzen zu bekommen. Und wenn das Herz erst der eigene Kompass ist, wirst du die Erfahrung machen, dass Sicherheit nichts ist, was du im Außen suchen musst, sondern im Inneren findest. Dann wirst du nicht mehr in Situationen verharren wollen, die dir nicht guttun, dich kleinmachen und dich nach unten ziehen. Sondern du wirst immer bewusster nur solche Ziele ansteuern, in denen du dich wohlfühlst, die auf deiner Wellenlänge liegen und die dir energetisch beitragen – der Rest wird einfach uninteressant. Und dann bist du: in deiner Energie.
Foto von Greg Johnson auf Unsplash

